Zertifizierte Grüne Kredite - Was steckt wirklich dahinter?

Immer mehr Banken bieten sogenannte "Grüne Kredite" an und werben damit, einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz zu leisten. Doch was verbirgt sich hinter diesem Label und wie können Verbraucher sicher sein, dass ihr Geld tatsächlich ökologisch sinnvoll investiert wird? In Österreich hatte ich unlängst die Kredite der Hypo Niederösterreich nach dem Umweltzeichen 49 geprüft. Sie ist die erste Bank, die für drei Kredite für Konsument: innen und für Unternehmen dieses Umweltsiegel erlangt hatte.

Die Vergabe des Österreichischen Umweltzeichens für "Grüne Kredite" (UZ49) gibt hier eine wichtige Orientierung. Um dieses Siegel zu erhalten, müssen Kreditinstitute strenge Kriterien erfüllen:

Zunächst einmal dürfen Unternehmen oder Projekte, die in umweltschädlichen Bereichen wie fossilen Brennstoffen, Atomkraft, Rüstung oder Gentechnik tätig sind, nicht über Grüne Kredite finanziert werden. Stattdessen muss nachgewiesen werden, dass die Gelder in ökologisch wertvolle Aktivitäten fließen - sei es erneuerbare Energien, Kreislaufwirtschaft, nachhaltiger Verkehr oder Schutz von Ökosystemen und Biodiversität.

Zudem müssen Banken in einem "Green Loan Framework" transparent darlegen, wie die Projektauswahl bei der Kreditvergabe erfolgt und welche Nachhaltigkeitskriterien dabei zum Tragen kommen. Für Finanzierungen über 5 Mio. Euro ist außerdem entweder ein interner Prüfprozess oder ein externes Gutachten erforderlich.

Um das Umweltzeichen zu behalten, sind Kreditinstitute verpflichtet, jährlich detailliert über die Mittelverwendung, die ökologischen und sozialen Wirkungen der Projekte und deren Beitrag zu den UN-Nachhaltigkeitszielen (SDGs) zu berichten. Auch der Bezug zur EU-Taxonomie, die einheitliche Kriterien für nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten definiert, muss hergestellt werden.

Darüber hinaus müssen die Banken selbst strenge Anforderungen erfüllen, um glaubwürdig als Anbieter Grüner Kredite auftreten zu können. Dies umfasst u.a. die Veröffentlichung eines Nachhaltigkeitsberichts, in dem dargelegt wird, wie Nachhaltigkeitsaspekte im gesamten Geschäft der Bank berücksichtigt werden - von der Kreditvergabe über das Anlagegeschäft bis hin zu Maßnahmen im Bereich Mitarbeiter, Kunden und Betriebsökologie.

In einem umfassenden Fragebogen zur institutionellen Glaubwürdigkeit müssen die Banken detailliert Auskunft geben, ob und welche ökologischen und sozialen Kriterien bei der Kreditvergabe, der Eigenveranlagung und im gesamten Geschäft zum Tragen kommen. Auch inwieweit kontroverse Geschäftsfelder und -praktiken kategorisch ausgeschlossen sind, muss klar dargelegt werden. Das Vorhandensein entsprechender Nachhaltigkeits-Expertise, etwa durch Schulungen der Mitarbeiter oder Beratung durch externe Experten, ist ebenfalls Teil der Bewertung.

Verbraucher haben somit bei Grünen Krediten mit Umweltzeichen die Gewissheit, dass ihr Geld tatsächlich zur Finanzierung glaubwürdiger und wirksamer Öko-Projekte verwendet wird. Die Bank selbst muss hohen Transparenz- und Nachhaltigkeitsanforderungen genügen, um das Siegel führen zu dürfen. Das Österreichische Umweltzeichen UZ49 setzt hier einen wichtigen, unabhängig geprüften Qualitätsstandard, der über reines Greenwashing-Marketing hinausgeht.

Fazit: Wer mit seinen Ersparnissen gezielt die Klima- und Nachhaltigkeitswende unterstützen möchte, findet in Grünen Krediten mit Umweltzeichen eine gute Option. Die Anforderungen an Projekte, Berichterstattung und die Gesamtbank stellen sicher, dass die Mittel sinnvoll und transparent im Sinne der Umwelt eingesetzt werden. Allerdings sollten sich Anleger stets bewusst sein, dass auch ökologisch orientierte Geldanlagen gewisse Risiken bergen und eine individuelle Beratung sinnvoll ist.

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